CO2, Klimaschutz eine Horizont- Erweiterung?
Kohlendioxid und Klimawandel, werden oft sehr kontrovers diskutiert.
Hier der Versuch einer Synthese. Meist hlft esm komplexe Dinge aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten
Neulich bekam ich von einer Freundin, einen Link zugesandt. Der Artikel handelte davon, dass das CO2 ja gar nicht Schuld an dem Klimawandel sei. Dass ein solcher menschengemachter Klimawandel ja gar nicht existiert, weil wir ja sowieso noch in der „Eiszeit“ lebten (Polkappen eisbedeckt) und dass ein Abtauen der Polkappen nur dem natürlichen Wechsel entsprechen würde. CO2 käme ja nur in sehr geringem Umfang in der Atmosphäre vor und im Blut des Menschen sei ja der Gehalt deutlich höher, weil der Mensch in einer Atmosphäre entstanden ist, deren CO2-Gehalt deutlich höher war. Deshalb könne das CO2 ja gar nicht so schädlich sein. Bei Hyperventilation würde man ja auch CO2 rückatmen, weil dass dann beruhigt. Also sei etwas mehr CO2 ja nur entspannend.
Zunächst habe ich da erst einmal gestutzt. Vieles davon klingt logisch und einleuchtend.
Meine Mutter war Historikerin und hatte mir beigebracht, dass man bei jedem Statement, das man liest, sich 5 „w“-s fragen sollte:
Wer sagt da was, wann, warum und wie zu wem?
Heutzutage wird so vieles aber einfach von Millionen Menschen weitergeleitet, ohne dass noch genau nachvollziehbar ist, von wem die Information ursprünglich kommt.
Für mich sind allerdings drei Grundannahmen fundamental:
- Die Allgemeinheit einer Meinung ist kein Nachweis dafür, dass sie richtig ist.
- Aber auch: Die Allgemeinheit einer Meinung ist aber auch kein Nachweis dafür, dass sie falsch sein muss.
- Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Wenn eine Studie etwas beweisen soll, frage ich zuerst, wer denn die Studie finanziert hat.
Also gehen wir mal von These 1 und 2 aus.
Dann frage ich mich also zuerst, wer denn ein erhebliches wirtschaftliches Interesse daran hätte, dass behauptet wird, der CO2 Ausstoß sei ja nicht so erheblich. Das heißt also, dass man mit dem Verbrennen fossiler Brennstoffe, der Ölindustrie, Pharmaindustrie, Automobilindustrie usw. so weiter machen sollte wie bisher. Selbstverständlich gibt es solche Lobbies, die sich zum Ziel gesetzt haben, bestimmte Interessen zu vertreten – ganz ohne dass man gleich von einer „Verschwörungstheorie“ ausgehen muss (wie ja eins der beliebtesten Totschlagargumente der heutigen Zeit heißt). Sie sind wirtschaftlich von enormer Bedeutung und von großem Einfluss.
Das ist Fakt, oder?
Also wird diese Industrie mit all ihren Ablegern, Zulieferern, Nutznießern ein extrem starkes Interesse daran haben, dass Gas, Kohle, Öl und was man alles daraus machen kann weiter verheizt und verarbeitet werden darf und soll.
Kriege gehen immer um die Verteilung / Eroberung von Ressourcen, Bodenschätze, Öl, Gas, … . Auch Fakt. Durch den Krieg um die Ukraine kommt es in Mitteleuropa zu Knappheit an Gas und an Strom. Naheliegend wäre, dass die grünen und alternativen Kräfte sich stark machen dafür, dass die vielen kreativen Ideen (die auch ich schon seit den Achtziger Jahren kenne) mehr Gewicht bekommen.
Man kann Niedrigenergie- und Passivhäuser bauen. Nicht nur auf dem Kanaren oder in Paraguay, auch in Regionen mit mehr Winterkälte. Statt zu subventionieren, wenn die Energiepreise ansteigen, sollte man die Lage nutzen, um den Verbrauch zu senken, zu ökologisieren und die Energie-Gewinnung zu dezentralisieren. Die beste Solarenergienutzung ist einfach ein Wintergarten, der viel Licht im Winter einfängt, wenn die Sonne niedrig steht und weit ins Haus hineinscheint.
Beliebt ist in letzter Zeit auch, die Photovoltaik in Frage zu stellen. Ja, sicher hat jede Technologie auch weitere Kosten als, das, was wir im Laden bezahlen. Ein paar seltene Erden, die man ja auch durch Recycling wiedergewinnen könnte, halte ich persönlich aber nicht annähernd für so gravierend, wie eine unsichere Atommülllagerung bzw. die 100%-igen Risiken von Leckage im Laufe der Jahrmillionen „Endlagerung“.
Wieder die Frage, für wen wäre dieses Argument hilfreich? Da sind wir wieder bei der Automobil- bzw. Öllobby. Eine dezentrale Solarstromgewinnung und Nutzung von Sonnenwärme für Warmwasser und warme Wohnungen wäre so viel besser als die ganze Verbrennerei.
Also vor wessen Karren spannen wir uns unbewusst, wenn wir solche Argumente weiterverbreiten? Wollen wir das wirklich?
Klar, es muss nicht sein, dass solche Nachrichten von dieser Lobby direkt in die Welt gesetzt wurden. Es kann auch sein, dass mancher Bürger einfach inzwischen die Nase voll hat von Vorschriften und Einschränkungen und das Bedürfnis nach „freier Fahrt für freie Bürger“ auch aus diesem Grunde lauter wird. Aber auch wenn sie es nicht direkt angeschoben haben, so dient es doch vor allem ihren Interessen.
Niemand freut sich darüber, wenn er / sie eingeschränkt wird. Ja. Aber wenn wir weiter alles Fossile verheizen, dann werden unsere Kinder und Enkel sich mit den Folgen herumschlagen müssen. Vieles davon ist vielleicht noch gar nicht erkannt. Wenn wir ungebremst so weiterheizen wird es ohne Zweifel irgendwann ungemütlich auf diesem Planeten. Und leider haben wir ja keinen zweiten Ersatzplaneten in der Tasche mit dem wir es dann einfach nochmal neu probieren können.
CO2 ist nicht das einzige Produkt, dass bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entsteht. Es werden Schwermetalle frei, es entstehen mehr oder weniger giftige Zwischenprodukte aus Schwefel- und Stickstoffverbindungen. Bei uns gibt es inzwischen Rauchgasentschwefelungs-Anlagen, aber in vielen anderen Ländern, z.B. China oder Indien ist dies noch nicht Standard. Waren Sie mal in einer richtigen Großstadt in China, Brasilien oder sonstwo in der Welt? Kennen Sie den Dunst, den man sieht, wenn man in einer Stadt aus dem Fenster schaut und erstmal denkt, „Na, die könnten auch mal wieder die Scheiben putzen“ bis man dann merkt, es ist nicht die Scheibe, die Luft ist so gelb!
Noch ein paar Anmerkungen der Biologin in mir:
Natürlich muss der CO2 Gehalt im Blut höher sein als in der Atmosphäre. Ohne ein Gefälle würde das Abfallprodukt unserer Atmung, CO2, nicht aus den Lungen abgeatmet werden können. Das heißt nicht, dass wir einen höheren Gehalt an CO2 brauchen würden. Ja, klar, dass Sauerstoff munter macht und mehr CO2 (nicht entspannt, sondern) müde. Das kennt jeder, der zu lange mit vielen Menschen in einem geschlossenen Raum war. Man lässt frische Luft herein und alle werden wieder munterer.
Bei einer, meist durch Stress ausgelösten Hyperventilation atmen wir zu viel CO2 ab und zu viel O2 ein, es kippt der pH-Wert des Blutes. Ja, CO2 Rückatmen ist in diesem Fall sinnvoll. Aber nur so lange, bis die Balance wieder hergestellt ist, nicht darüber hinaus.
Es geht immer um eine gute Balance.
Noch globaler betrachtet:
Photosynthese ist das Gegenstück zum dem physiologischen Prozess, den wir Atmung nennen. Die Photosynthese der Pflanzen erzeugt biochemische Energie (Glukose) mit Hilfe von CO2, es fällt Sauerstoff dabei ab. Ohne Pflanzen hätte es nie Tiere (und Menschen) geben können. Deren Atmung benutzt die Glucose unter Verwendung von dem Sauerstoff und dabei fällt wieder CO2 ab. Sind diese auf- und abbauenden Prozesse ausgewogen, ist die Biosphäre im Gleichgewicht.
Auch hier brauchen wir ein Gleichgewicht, im Kleinen wie im Großen.
Ja, richtig, der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ist relativ gering, gemessen an dem von Stickstoff und Sauerstoff. Das heißt aber auch, dass eine Veränderung um wenige Prozente eine starke Veränderung bedeuten!
Und dass mehr CO2 in der Atmosphäre weniger Wärme zurück reflektieren lässt, ist kein Gerücht, sondern eindeutig belegt.
Das heißt nicht, das CO2 das einzige Treibhausgas ist. Methan hat einen noch stärkeren Effekt. Große Rinderherden sind also ebenso schädlich für unser Klima. – Insbesondere, wenn dafür Wald abgeholzt wird, um so schlimmer, wenn es Urwald oder Regenwald war. Einige wenige Regenfälle und die Humusschicht ist abgetragen, der Boden unfruchtbar. – In der Rinderhaltung könnte man mehr damit experimentieren, wie man die Rinder füttern könnte, dass Sie weniger Mikroben der Gattung Methanobacteria im Darm beherbergen, welche das Methan bilden. Mit Meeresalgen soll das möglich sein.
Oder man sollte eben doch einfach weniger Rindfleisch essen. Siehe auch im Blog über Ernährung.
Wiederbewalden!
Das Gegenstück zum bisherigen Raubbau wäre logischerweise das Bäume pflanzen. Jeder Baum ist eine CO2 Senke, eine Sauerstoffquelle und eine Wasserpumpe, die das Klimageschehen in Gang hält.
So kann man, wenn man selbst keinen Garten hat, um Bäume zu pflanzen z.B. Baumpatenschaften übernehmen, z.B. bei AUTArca in Tinizara, im Westen der Kanareninsel La Palma.
Besser als einzelne Bäume ist natürlich ein ganzer Wald, besser als Acker sind Agroforstsysteme, noch besser ist die Erhaltung von Urwald, insbesondere des tropischen Regenwaldes am Amazonas. Einmal abgeholzt ist das komplexe System so gestört, dass es Jahrhunderte braucht, bis es in vollem Umfang regeneriert ist, falls es überhaupt vollständig möglich ist. Setzt erstmal die Bodenerosion ein und wird das Bodenleben durch zu harte Sonneneinstrahlung nahezu ausgelöscht, wird die echte Wiederherstellung nahezu unmöglich.
Da sah ich neulich dann einen Film auf ARTE, der mir sehr viele interessante Erkenntnisse sehr anschaulich vermittelte.
Der Film ist wirklich wärmstens zu empfehlen.
Es geht in diesem Film um „Die fliegenden Flüsse des Amazonas“.
Durch die Kooperation von Meteorologen, Klimaforschern, Geologen und Physikern entstanden völlig neue Perspektiven. Die Forscher beobachteten, dass rund um den Globus bei ca. 30 Grad nördlicher und südlicher Breite immer Wüstenzonen vorliegen – mit einer Ausnahme. Am Äquator ist die Sonneneinstrahlung am größten, dadurch entsteht eine Luftströmung, die mit der Wärme Wasser aufnimmt und aufsteigt und bodennäher dann trockene, heiße Luft zurückbringt. Diesen Effekt nennt man Hadley-Zelle. George Hadley entdeckte diesen Effekt schon im Jahr 1735!
https://de.wikipedia.org/wiki/Hadley-Zelle
Tja, aber warum ist das in Südamerika anders?
Dort befindet sich das fruchtbare „glückliche Viereck“ mit deutlich mehr Niederschlägen. Überall am Äquator strömen die Passatwinde und überqueren den Äquator nie, außer in Südamerika. Warum ist das so? Um das zu verstehen waren umfangreiche Messungen und Beobachtungen erforderlich.
Es erklärt sich durch den Amazonas-Regenwald. Jeder Baum hat die Funktion eines Geysirs, der durch die Verdunstung an den Blättern, Wasser aus tiefen Bodenschichten emporzieht und in die Luft bringt. Ein mehrschichtiger üppiger Regenwald hat eine vielfach höhere Verdunstungsoberfläche als die selbe Fläche eines Gewässers.
Die Pilze, die in Lebensgemeinschaft mit den Bäumen leben (Mykorrhiza) geben Kaliumverbindungen durch ihre Verdunstung ab, dies erzeugt Kondensationskerne, die Wolken entstehen lassen.
Große Wälder wirken dadurch als eine Art Biopumpe, die Wasserdampf vom Meer ins Landesinnere zieht, es entstehen große Ströme an Wasserdampf in der Atmosphäre, die „fliegenden Flüsse“.
Die Amazonasregion ist die größte und bedeutendste dieser Biopumpen. Und eine der gefährdetsten. Sie lenkt also Grundwasser und Meeresfeuchtigkeit in die Amazonasregion, dort regnet es teilweise wieder ab, die fliegenden Flüsse leiten den Wasserdampf weiter Richtung Süden und werden dann durch die Anden östlich abgelenkt. Dort findet sich dann das glückliche Viereck. Ohne den Amazonas-Regenwald gäbe es also keine Iguacu-Wasserfälle. Argentinien, Brasilien und Paraguay wäre dann wäre dann vermutlich genauso trocken wie die Atakama Wüste auf der anderen Seite der Anden.
Übrigens: In einem Quadratmeter Waldboden findet man 5000 km Pilzfäden. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden …